Statt Vorwort hier stichwortartig die Darstellung einiger THEMEN zum komplexen Aufgabenfeld des Architekten; THEMEN, die uns täglich neben großer Fülle von Abwicklungsarbeiten, Organisationsnotwendigkeiten, Verhandlungen, Behandlungen usw. unverzichtbar beschäftigen.
ARCHITEKTUR BEGLEITET ALLE MENSCHLICHEN LEBENSABLÄUFE gestaltend, fassend, fördernd, verdichtend, lenkend und gibt Raum für WEGE / ZIELE / SEHNSÜCHTE / ENTWICKLUNGEN.
ÄSTHETISCHE ANSPRACHE DER GESTALTUNG, Ansprache der Strukturen, Bilder, Formen usw. ERMÖGLICHT LEBEN.
Wir sind auf der Suche nach „gelungener Gestalt der Lebensräume“ als FASSUNGEN, Hüllen für „gelungenes Leben“.
Es geht dabei um praktische funktional stimmige räumliche Organisationsformen; um bautechnisch und wirtschaftlich sinnvolle Realisierungswege; um qualifizierte Material- und Konstruktionskonzepte, um energietechnische Lösungen usw. Und es geht um die Suche nach angemessener GESTALT und SPRACHE dieser praktischen Elemente; um die Suche nach bildhafter Einbindung, INTEGRATION IN DEN KONTEXT DES ORTES. Es geht um „zeitgenössische Architektur mit regionaler und geschichtlicher Identität“ usw.
ARCHITEKTURGESTALT
- sucht Poesie der Ordnungen, der Kompositionen räumlicher Felder und Zusammenhänge
- sucht Logizität ästhetischer Konstellationen
- sucht das Raffinement räumlicher Bilder und räumlicher Abfolgen, fließend; weich; vielschichtig; oder streng; karg; asketisch usw.
Es geht um Architektur als
- „soziale Hilfestellung“; als Spiegel gesellschaftlicher Zusammenhänge und dabei um Mithilfe bei der Überwindung von Widersprüchen
- Es geht um „Heilkraft der Architektur“ auch mit Blick auf Rüdiger Safranskis „Heilkraft der Literatur“
- Es geht unausweichlich um Lösungen mit höchster „energetischer Nachhaltigkeit“
- und um RÄUMLICHE LÖSUNGEN AUF DEM WEG ZUR UTOPIE
Es geht um „Bewohnbarkeit der Welt“ (Heidegger/Bloch/Adorno usw.): Gesucht wird Wärme und Geborgenheit abgeschirmter Inseln; ausgegrenzt aus dem „Eismeer der Kälte, Härte, Feindseligkeit“; gesucht werden „Schutzräume der Mütterlichkeit“ (Peter Zumthor) …
„Baukunst ist SCHÖPFUNG DES GEISTES, ... wenn meine Augen etwas sehen, was einen Gedanken verrät. Einen Gedanken, der ohne Worte oder Töne allein durch die Konstellation geometrischen Körper deutlich wird, die in bestimmten Maßverhältnissen zueinander stehen. Ihre Beziehungen untereinander haben nichts mehr gemein mit den praktischen Bedürfnissen. Sie sind eine Schöpfung des Geistes. Sie sind die Sprache der Architektur: Mit rohen Stoffen im Rahmen eines mehr oder weniger zweckbestimmten Programms, über das ihr hinausgegangen seid, habt ihr Beziehungen hergestellt, die mich zutiefst IM INNEREN erregen: Das ist Architekturgestalt.“ (Le Corbusier 1922)
Es geht um den „Anspruch ästhetischen Gelingens“: ums Versprechen, dass Lebens- und Weltbewältigung möglich ist entgegen täglicher Erfahrung von Kontingenz, Sinndefizit, Leid…
Architektur ist auch Standortbestimmung unserer Kultiviertheit; Artikulierung jener Kraft, die Wege sucht: es muss jenseits ökonomischer und zweckhafter Notwendigkeiten, über Körpernot und Überlebensdruck hinaus möglich sein, kultiviertes menschliches Leben einzurichten.
(C. Langenbach)